Im Frühjahr 2021 startete in der Fotowerkstatt der Herzog August Bibliothek die Digitalisierungskampagne für das Gemeinschaftsprojekt zur Erschließung und Digitalisierung von Altkarten im Rahmen der „Verteilten Digitalen Landesbibliotheken“ (VDL) zusammen mit den Landesbibliotheken in Oldenburg und Hannover.
Dieses Projekt stellte uns vor verschiedenste Herausforderungen. Es bedeutet eine große Menge an Digitalisaten mit hoher Bildauflösung zu erstellen, dabei das empfindliche Kartenmaterial äußerst schonend zu behandeln und dies in einem vorgegebenen Zeitrahmen gemeinsam mit unseren Projektpartnern umzusetzen.
In Abstimmung mit der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover und der Landesbibliothek Oldenburg wurden die Parameter zur Digitalisierung erarbeitet. Durch die Größe und Beschaffenheit der Karten musste ein Arbeitsumfeld eingerichtet werden, das den kostbaren Materialien gerecht wird. Dieser Platz wurde in enger Zusammenarbeit mit den Restauratoren vorbereitet und in einen schonenden Workflow integriert.
Dieses Projekt ist kein alltägliches für uns, die Handhabung jeder einzelnen Karte ist anders. Durch die unterschiedlichen Materialien, die verschiedenen Abmessungen, sowie die abweichenden Beschaffenheiten, muss jede Aufnahme einzeln abgestimmt werden. Sei es eine „Klappkarte“ auf der Grundkarte, die uns mit äußerster Vorsicht nur den Untergrund abbilden lässt, Unebenheiten auf den Dokumenten, die es erschweren, eine komplette Schärfe darstellen zu können, oder wenig abgebildete Inhalte auf der Karte, was das Zusammenfügen der Teilaufnahmen erschwert.
Die größeren Formate, im nachfolgenden Beispiel (Abb. 4) Maße von 86 x 100 cm, stellen uns vor die größte Herausforderung. Um die gesetzte Qualität zu erreichen (mindestens 300, möglichst 600 dpi, möglichst alle Beschriftungselemente sollen lesbar sein), müssen wir die großen Karten in mehreren Teilen mit der PhaseOne-Kamera digitalisieren, wobei im Aufnahmeprozess die Ebene des Materials nicht verändert werden darf. Des Weiteren wird ein Überlappungsrand mit einbezogen, der je nach Dichte der Abbildung gewählt werden muss. Im Anschluss wird in dem Bildverarbeitungsprogramm „AdobePhotshop“ aus zwei bis zu acht und zum Teil mehr Digitalisaten eine qualitativ hochwertige Abbildung der Karte erstellt.
Die besonders umsichtige Arbeitsweise mit den kostbaren Materialien, das Bearbeiten in unterschiedlichen Software-Programmen und die anschließende gesonderte Ablage der Dateien, wie sie in diesem Projekt organisiert ist, verlangen von den beteiligten Mitarbeiterinnen hohe Konzentration.
Bei der Dateiablage und der Benennung der Daten wirkten Kolleginnen und Kollegen aus der Katalogisierung und der Stabsstelle EDV mit.
Genau aber diese Beschaffenheit und Einmaligkeit des Kulturgutes machen es zu einem besonders interessanten und lehrreichen Projekt für uns. Wenn man in den hier digitalisierten Karten dann gelegentlich noch etwas Vertrautes entdecken kann, womit man die Kenntnisse in der Heimatkunde der eigenen Region vertiefen kann, sind das die kleinen Freuden, die am Rande entstehen.
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