Anfang Januar 2022 ging das Amsterdamer Rijksmuseum mit der Nachricht an die Presse, es habe von Rembrandts „Nachtwache“ eine Fotografie mit 717 Gigapixeln gemacht. Mit einer Auflösung von 5080 ppi ist es die höchstauflösende Aufnahme, die jemals von einem Kunstwerk gemacht wurde.
Ein derartiges digitales Foto mit nur einer einzigen Aufnahme zu erstellen, ist auch mit der modernsten Technik unmöglich. Das Rijksmuseum machte daher 8439 nur wenige Quadratzentimeter große Einzelfotos, die eine künstliche Intelligenz wieder zusammensetzte.
Digitalisierung von Großformaten
Diese Vorgehensweise kommt nicht nur bei Rembrandts „Nachtwache“ zum Einsatz. Zahlreiche historische Karten der GWLB sind so groß, dass sie sich nur in Einzelbildern digitalisieren lassen. Denn die Aufnahmefläche unserer Reproeinheit mit einer PHASEONE iXH150MP, die wir für großformatige Objekte verwenden, ist auf circa 70 x 100 cm begrenzt. Nur so kann eine Auflösung von 300 ppi erreicht werden.
Ein Beispiel ist die Sibirienkarte Vitus Jonassen Berings von 1729 (GWLB, Mappe XXXIV, B, 6a). Mit ihren 52 x 127 cm ragt sie über die Aufnahmefläche hinaus. Sie muss daher wie Rembrandts Gemälde in zwei Abschnitten fotografiert werden.
Ziel der Digitalisierung ist es, eine möglichst authentische Reproduktion des Originals zu erstellen. Dies erfordert nicht nur eine hohe Auflösung und eine getreue Wiedergabe der Farben. Das Digitalisat muss auch die gesamte Karte darstellen, wie sie als physisches Objekt vorliegt.
Die beiden Teildigitalisate werde daher unter exakt gleichen Bedingungen erstellt und anschließend am Computer nahtlos zusammengesetzt. Dies erfordert sowohl bei der Karte selbst, als auch bei den dazugehörigen Illustrationen viel Geschick. Das Verfahren entspricht dabei den üblichen Digitalisierungsstandards wie FADGI. Das Ergebnis können Sie in den Digitalen Sammlungen der GWLB betrachten.
(Der Browser Firefox hat derzeit Probleme mit der Anzeige großer Bilddateien, bitte zur korrekten Anzeige der Karte stattdessen einen anderen Browser (z.B. Edge oder Chrome) verwenden!)
Digitalisierung von Altatlanten
Nicht nur bei Einzelkarten stehen unsere Fotografinnen und Fotografen vor einem derartigen Problem. Karten in Atlanten erstrecken sich oft über zwei gegenüberliegende Seiten. Dies trifft beispielsweise auf den ersten Band des „Grand Atlas“ von Willem Janszoon Blaeu zu (GWLB, CIM 7/8253:1).
Aus bestandserhalterischen Gründen darf das Buch nicht vollständig aufgeschlagen werden. Zudem erstrecken sich viele Kartenblätter über zwei Seiten. Dies gilt auch für eine Karte des Nordpolargebiets. Für ihre Digitalisierung verwenden wird eine book2net Cobra, die eine gleichzeitige Fotografie gegenüberliegender Seiten bei reduziertem Aufschlagwinkel zulässt.
Die beiden Teildigitalisate, die so entstehen, lassen sich jedoch nicht nahtlos zusammenfügen, da insbesondere in der Falz Verzerrungen entstehen. Sie werden daher zu einem Digitalisat zusammengefügt. Dabei lassen wir aber eine Lücke zwischen den beiden Teilen. So ist die Karte dennoch gut les- und verwendbar.
Im Laufe des Jahres werden wir auch dieses Werk in den Digitalen Sammlungen zur Verfügung stellen.
Präsentation der Digitalisate
Es gibt also grundsätzlich zwei Wege, Digitalisate solcher Großformate zu erstellen. Man kann die Teile zusammenfügen und die vorhergehenden Arbeitsschritte unsichtbar machen. Oder man macht die schrittweise Reproduktion transparent. Für welche Methode man sich entscheidet, hängt von Faktoren wie der Beschaffenheit der Vorlage und der verfügbaren Reproduktionstechnik ab. In beiden Fälle ist es aber Ziel, den Nutzerinnen und Nutzern eine möglichst authentische Reproduktion des Originals zur Verfügung zu stellen.