Das heutige Bundesland Niedersachsen ist ein modernes Konstrukt der territorialen Neuordnung nach dem 2. Weltkrieg. Der Name Niedersachsen taucht bereits im Spätmittelalter auf, nachdem die Kurwürde ins heutige Sachsen abgewandert ist; so wurde infolge der Teilung des Sächsischen Reichskreises zu Beginn des 16. Jahrhunderts der niedersächsische Reichskreis geschaffen (Abb. 1). Ein „Niedersachsenbewusstsein“ entstand allerdings erst im Laufe des 19. Jahrhunderts; dies drückte sich insbesonders in der Verwendung des Namens „Niedersachsen“ durch Heimat- und Geschichtsvereine (so die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen) aus.
Das Land Niedersachsen entstand 1946 aus den bis dahin selbständigen Ländern Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe, von denen die drei größeren Territorien bis heute durch drei Landesbibliotheken repräsentiert werden, die die kulturelle Überlieferung der Region dokumentieren.
Das Land Hannover wie auch das Land Braunschweig haben ihre Keimzelle im aus dem Herzogtum Sachsen hervorgegangenen Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das 1269 in das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und das Fürstentum Lüneburg geteilt wurde. Nach zahlreichen weiteren Teilungen und Zusammenführungen entstanden das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (Abb. 2) und das seit 1714 in Personalunion mit Großbritannien verbundene Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (Abb. 3). Aus diesen beiden Territorien gingen nach dem Wiener Kongress 1814 das Herzogtum Braunschweig (ab 1922 Freistaat) und das Königreich Hannover (ab 1866 preußische Provinz) (Abb. 4) hervor.
Auch das Großherzogtum Oldenburg (ab 1918/19 Freistaat) wurde nach dem Wiener Kongress geschaffen, Kerngebiet dieses Staates war das Herzogtum (vormals Grafschaft) Oldenburg.
Der kleinste Vorgängerstaat Niedersachsens war die Grafschaft Schaumburg-Lippe (1807 Fürstentum, 1918 Freistaat), die 1640 nach der Teilung der Grafschaft Schaumburg entstand.
Der Niedersächsische Reichskreis um 1700
Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im 18. Jahrhundert
(mit dem zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg gehörigen Fürstentum Calenberg-Göttingen-Grubenhagen)
Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg zur Zeit der britisch-hannoverschen Personalunion (nach 1714)
Abb. 3: A New & Exact Map of the Electorate of Brunswick-Lunenburg and ye rest of ye Kings Dominions in Germany. Kartograph/Verleger: Herman Moll. London, nach 1716. Kupferstich, 59 x 99 cm (2 Blätter). Signatur: Mappe XIX, A, 10:1-2